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Höhlentauchen in Mexiko
Höhlentauchen in Mexiko - ein unvergessliches Abenteuer
Mexiko, Cenoten, Höhlentauchen – Begriffe, die seit Langem in meinem Kopf herumgeisterten. Doch echte Berührungspunkte mit dem Höhlentauchen hatte ich bisher kaum. Klar, man hat davon gehört, zahllose Videos gesehen, aber in meiner Heimat München sind die Möglichkeiten für diese Art des Tauchens doch eher begrenzt.
Dabei war mir das Tauchen mit „Decke über dem Kopf“ nicht fremd. Ob Dekompressionstauchen, Eistauchen oder technisches Wracktauchen – der Umgang mit einer fehlenden direkten Aufstiegsmöglichkeit gehörte für mich bereits zum Alltag. Doch die Faszination, echte Unterwasserhöhlen zu erkunden, ließ mich nicht los.
Der Weg zum Full Cave Diver
Natürlich hatte ich schon einige Grotten, Caverns und kleinere Höhlen betaucht. Die Billinghurst Cave auf Gozo war bis dato meine größte Höhlenerfahrung – ein über 120 Meter langer Gang, der sich auf etwa 20 Metern Tiefe erstreckt. Doch ich wollte mehr.
Februar 2025 war es endlich soweit - der Plan mein Unterwasserabenteuer auf Höhlen auszuweiten wurde endlich in Angriff genommen. Urlaub war gebucht, ein Instructor ausgewählt, ein Full Cave Kurs gebucht und und die Vorfreude auf 3 Wochen in Mexiko stieg ins Unermessliche.
Da ich bereits viel Erfahrung mit Backmount und Doppelgerät hatte, entschieden wir uns, den Kurs in dieser Konfiguration durchzuführen. Der Umstieg auf Sidemount in Kombination mit dem Höhlentauchen wäre eine zu große Herausforderung auf einmal gewesen. Die sichere Beherrschung meiner Ausrüstung war mir wichtiger als der Vorteil, den Sidemount in engen Passagen bieten könnte.
Die ersten Tage: Grundlagen festigen bis zur taucherischen Perfektion
Kaum in Mexiko angekommen, holte uns die Realität jedoch schnell ein: Bevor es in die wunderschönen Höhlen ging, mussten erst einmal alle grundlegenden Fertigkeiten perfektioniert werden – und das natürlich in Wasser mit freier Aufstiegsmöglichkeit. Dazu gehört unter anderem:
- Atemregler- und Maskenwechsel unter realistischen Bedingungen
- Ventildrills, um jederzeit die volle Kontrolle über das Gasmanagement zu haben
- Leinenführung und das Folgen einer Leine – mit Sicht, ohne Sicht, im Team, mit Touch-Kontakt, alleine
All diese Übungen mussten mit perfekter Tarierung und stabilem Trim gemeistert werden – erst dann durfte es in die Dunkelheit der Höhlen gehen. Was hilft schließlich ein Ventildrill am Doppelgerät, wenn man dabei die Hauptleine oder den Buddy verliert?
Rein ins Abenteuer: Die ersten Höhlentauchgänge
Nach intensiven Trainingstagen war es endlich soweit: Die ersten Höhlentauchgänge begannen! Doch entspanntes Erkunden? Fehlanzeige! Das Training ging weiter:
- Notfallszenarien in der Dunkelheit: Buddyverlust, Gasspende und Orientierung ohne Licht bzw. bei Siltout.
- Verlorene Hauptleine wiederfinden: Ein absolutes Muss für sicheres Tauchen
- Stressmanagement unter realistischen Bedingungen
Es ist ein merkwürdiges Gefühl, in einer wunderschönen Höhle zu sein und sich dann plötzlich in vollständige Dunkelheit zu begeben – freiwillig. Doch genau das ist es, was einen guten Höhlentaucher ausmacht: Kontrolle, Ruhe und Präzision
Navigation in komplexen Höhlensystemen

Die Höhlensysteme Mexikos sind labyrinthartig. Viele Gänge, Kreuzungen und Abzweigungen machen die Navigation zu einer Herausforderung. Hier ist präzise Planung gefragt:
- Leinenprotokoll
- Spools, Cookies, Preile, REMs: Orientierung auf höchstem Niveau
- Jumps, Ts, Gaps, Kreuzungen, Traversen: Wie navigiere ich sicher?
All diese Techniken sind essenziell, um sicher wieder dort aufzutauchen, wo man abgetaucht ist.
Zertifiziert und bereit für die großen Tauchgänge
Nach acht intensiven Tauchtagen war es geschafft: Full Cave Diver! Wir hatten nicht immer alles auf Anhieb perfekt gemacht, aber wir hatten gelernt, sicher und überlegt zu handeln. Nun war es Zeit, die Höhlen wirklich zu genießen.
Und wie genießt man die kristallklare Sicht in den Cenoten am besten? Natürlich mit ausgedehnten Tauchgängen! Vor uns lag die Entscheidung: Zwei Tauchgänge pro Tag à 60–90 Minuten? Oder lieber ein einziger, ausgedehnter Tauchgang mit bis zu 180 Minuten?
Die Wahl fiel schnell auf Letzteres – lieber ein langer, intensiver Tauchgang als zweimal halbe Sachen.
Mehr Gas, längere Tauchgänge: Die nächste Herausforderung
Das Problem an der Sache: Auch mit einem Doppel 12 (oder genauer Doppel 80cft), wird unter Anwendung der Drittelregel, einer Grundvoraussetzung der Gasplanung beim Höhlentauchen, irgendwann das Gas knapp. Und ihr ahnt es schon, wie die Lösung dafür aussieht? Natürlich: Mehr Gas mitnehmen.
Doch längere Tauchgänge erfordern eine kluge Gasplanung. Selbst mit einem Doppel-12-Set (bzw. Doppel 80 cft) reicht das Gas nach der Drittelregel (einem Grundprinzip des Gasmanagements beim Höhlentauchen) nicht für drei Stunden. Die Lösung? Eine zusätzliche Stage-Flasche! Und noch viel mehr zu lernen:
- Stage-Handling in Höhlen: Wie legt man sie sicher ab?
- Optimierte Gasplanung: Maximale Effizienz für lange Tauchgänge
- Dekompressionsstrategien in flachen Höhlen
Das Ergebnis? Atemberaubende 3-Stunden-Tauchgänge in einer der spektakulärsten Umgebungen der Welt!
Ein unvergessliches Erlebnis – und eine zusätzliche Zertifizierung
Als krönender Abschluss gab es sogar noch eine zusätzliche Qualifikation: Stage Cave Diver! Unerwartet, aber verdient, wie der Instructor es nennt.
Fazit: Ein Abenteuer, das dein Taucherleben verändert!
Diese drei Wochen in Mexiko waren eines der intensivsten Erlebnisse meiner Tauchkarriere. Höhlentauchen ist nicht nur eine Herausforderung – es ist eine völlig neue Welt! Und wer weiß? Vielleicht wage ich mich beim nächsten Mal an Sidemount?
Mein Dank geht an Harry Gust aka CaveExplorations für das großartige Training, das vermittelte Wissen und die unvergesslichen Tauchgänge!