Höhlentauchen in Budapest

Höhlentauchen in Budapest

Budapest Underground - Tauchgänge zwischen Thermalquelle und Industriegeschichte.

Während die Touristen oben durch die Straßen von Budapest flanieren, zieht es uns Taucher in den Untergrund der ungarischen Hauptstadt. Budapest ist weltberühmt für seine Thermalbäder – doch was wenige wissen: Das Wasser kommt aus einem riesigen, betauchbaren Höhlensystem.

Für meinen letzten Trip standen zwei der spektakulärsten "Overhead"-Ziele Europas auf dem Plan: Die natürliche Thermalhöhle Molnár János und die geflutete Kőbánya Mine. Vier Tauchgänge, zwei völlig verschiedene Welten.

Teil 1: Molnár János – Schweben im warmen Kristall

Der Einstieg in die Molnár János Höhle ist unscheinbar, fast versteckt mitten im Wohngebiet. Doch sobald man abtaucht, öffnet sich eine Kathedrale aus Kalkstein.

Wir haben hier zwei Tauchgänge absolviert. Das Erste, was auffällt: Die Temperatur. Mit angenehmen 20°C bis 27°C (je nach Tiefe) ist es für Höhlenverhältnisse fast schon wellness-artig warm.

Das Wasser ist kristallklar. Die Sichtweite? Unendlich. Wenn du mit deiner Lampe in die Dunkelheit leuchtest, verschluckt der Gang das Licht erst nach zig Metern. Wir folgten der Mainline durch enge Passagen, die sich plötzlich in riesige Hallen öffneten. Die Formationen aus schwarzem und weißem Kalkstein wirken fast wie moderne Kunst.

Das Besondere: Hier ist perfekte Tarierung Pflicht. Da es keine Strömung gibt, bleibt jedes aufgewirbelte Sediment, auch Silt genannt, an Ort und Stelle stehen. Es war ein genialer Testlauf für präzise Flossenschläge wie den Frog-Kick und saubere Tarier- und Trimfähigkeiten – Skills, die ich auch in meinen Kursen immer wieder predige.

Teil 2: Kőbánya Mine – Urban Exploration unter Wasser

Der Kontrast am nächsten Tag könnte nicht größer sein. Die Kőbánya Mine ist ein ehemaliges Kalksteinbergwerk, das später von einer Brauerei genutzt wurde.

Hier erwarteten uns zwei Tauchgänge in einer komplett menschengemachten Umgebung. Die Wassertemperatur fällt hier auf frische 12°C – spätestens jetzt ist der Trockentauchanzug Pflicht.

Das Erlebnis ist surreal: Man taucht nicht durch natürliche Gänge, sondern durch geflutete Treppenhäuser, riesige Werkshallen und enge Versorgungsschächte. Optisch ist die Mine mit ihren engen Treppenhäusern eher mit einem Wrack zu vergleichen.

Tauchgang 1: Erkundung der tieferen Ebene. Wir schwebten über alte Loren, Werkzeuge und Rohre, die seit Jahrzehnten im kalten Wasser konserviert sind.

Tauchgang 2: Die berühmte Treppe. Es ist ein Gehirn-Knoten-Moment, wenn man eine Wendeltreppe hinunter taucht, statt sie zu laufen. Die Lichtstimmung hier, wenn die Lampen der Buddies Schatten der Geländer an die Wände werfen, ist filmreif.

Mein Fazit:

Diese Reise hat mir wieder gezeigt, warum Tech- und Overhead-Ausbildung so wertvoll ist – selbst wenn man kein Höhlenforscher werden will.

In Molnár János lernst du Demut vor der Natur sowie Orientierung in komplexen Strukturen. Die Kőbánya Mine ist ein menschengemachtes Artefakt vergangener Zeit - eine Zeitreise unter Wasser. Beide Spots verlangen, dass du deine Ausrüstung blind beherrschst und im Team funktionierst.

Hast du Blut geleckt? Du musst nicht gleich Höhlentaucher werden, um solche Abenteuer zu erleben. Einige Bereiche der Kőbánya Mine sind (mit Guide) auch für erfahrene Sporttaucher zugänglich. Wenn du dich dafür interessierst, wie man sich sicher in solchen Umgebungen bewegt (Lichtzeichen, Leinenarbeit, mentale Stärke), sprich mich an!

Wir können im Individualtraining oder in den XR-Kursen genau die Skills trainieren, die dich fit für solche Abenteuer machen.


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